Das heutige Biebelnheimer Rathaus hatte ursprünglich die Funktion einer Gemeindeschule. Das Gebäude wurde um das Jahr 1790 mit Unterstützung des kurpfälzischen Kurfürsten Carl Theodor gebaut. Nach der Besetzung der kurpfälzischen Gebiete durch Napoleon beschlagnahmte die französische Regierung nur wenige Jahre später das Gebäude.

Als Ortsgemeinde in der neu gegründeten Provinz Rheinhessen gehörte Biebelnheim seit 1816 dem Großherzogtum Hessen an. Der Großherzogliche Regierungsrat Hesse forderte im Jahr 1825 die Errichtung einer Gemeindeschule, was jedoch u. a. wegen der unterschiedlichen Konfessionen erst 1829 durch ein entsprechendes Dekret umgesetzt wurde.

Wegen der „diffizilen konfessionellen Verhältnisse” löste der Gemeindeschulvorstand die Gemeindeschule 1857 wieder auf. Das Gebäude diente in der Folge als evangelische Schule, die katholischen Schüler gingen in die neue katholische Schule in der Hintergasse.

Die konfessionelle Schultrennung dauerte jedoch nur ca. 20 Jahre. Im Zuge des großherzoglichen Schulgesetzes von 1874 musste die katholische Schule 1876 schließen und ihre Schüler wieder in die ursprüngliche Gemeindeschule schicken, die „zu gemeinsamen Schulzwecken” genutzt werden sollte.

Aufgrund beengter Platzverhältnisse baute die Ortsgemeinde 1892 in der Bechtolsheimer Straße ein neues Schulhaus. Den alten Schulsaal nutzte von da an der Gemeinderat. Damit war der Grundstein zur Umnutzung des Gebäudes vom Schul- zum Rathaus gelegt.